Kurzer Abriss über die Geschichte des Fensterglases
Haben Fenster schon immer durchsichtige Glasscheiben?
Wohl die meisten Menschen glauben heute, dass Häuser schon immer Fenster mit gläsernen Fensterscheiben haben. Das ist jedoch einer der vielen populären Irrtümer. Vor dem Ende des Mittelalters war der Blick durch klares Glas auf die Straße oder der Einfall hellen Tageslichtes in die Häuser undenkbar, - obwohl die Baumeister schon mächtige Dome bauen konnten, wie wir sie heute noch vielerorts bewundern können. Zwar konnten die Völker der Antike bereits Glas aus Sand und Pottasche erschmelzen, die Römer sogar schon Glasplatten bis zur Größe kleiner Handtücher, und auch zum Einsetzen in Fensteröffnungen. Dennoch waren sie nicht klar und rein, sondern bestanden aus dickem, “schmutzig” aussehendem Glas. Hohe Schmelztemperaturen konnten noch nicht erzielt werden. Die "Scheiben" mussten gewissermaßen durch Walzen und Kneten aus dickflüssiger Glasschmelze geformt werden. Nach dem Rückzug der Römer gingen diese im Westen und Süden Deutschlands übernommenen Fähigkeiten fast wieder verloren. Die einfachen Holzhäuser und die steinernen Burgen der Herrscher genügten sich im Mittelalter mit Fensteröffnungen, die bei Bedarf mit hölzernen Laden gegen die Wetterunbilden verschlossen wurden. Erst um das Jahr 1000 wurde das Mundblasen von Glasgefäßen und auch von solcherart gefertigten "Scheiben" in wenigen Glashütten Westdeutschlands neu begonnen. Nun konnten einige Privilegierte besonders wichtige Räume ihrer Gebäude mit Glasfenstern versehen. Auch in Klöstern und großen Kirchen wurden erste Glasfenster eingebaut, die rasch immer prächtigere Farbgläser und bildliche Darstellungen enthielten.
Wohl die meisten Menschen glauben heute, dass Häuser schon immer Fenster mit gläsernen Fensterscheiben haben. Das ist jedoch einer der vielen populären Irrtümer. Vor dem Ende des Mittelalters war der Blick durch klares Glas auf die Straße oder der Einfall hellen Tageslichtes in die Häuser undenkbar, - obwohl die Baumeister schon mächtige Dome bauen konnten, wie wir sie heute noch vielerorts bewundern können. Zwar konnten die Völker der Antike bereits Glas aus Sand und Pottasche erschmelzen, die Römer sogar schon Glasplatten bis zur Größe kleiner Handtücher, und auch zum Einsetzen in Fensteröffnungen. Dennoch waren sie nicht klar und rein, sondern bestanden aus dickem, “schmutzig” aussehendem Glas. Hohe Schmelztemperaturen konnten noch nicht erzielt werden. Die "Scheiben" mussten gewissermaßen durch Walzen und Kneten aus dickflüssiger Glasschmelze geformt werden. Nach dem Rückzug der Römer gingen diese im Westen und Süden Deutschlands übernommenen Fähigkeiten fast wieder verloren. Die einfachen Holzhäuser und die steinernen Burgen der Herrscher genügten sich im Mittelalter mit Fensteröffnungen, die bei Bedarf mit hölzernen Laden gegen die Wetterunbilden verschlossen wurden. Erst um das Jahr 1000 wurde das Mundblasen von Glasgefäßen und auch von solcherart gefertigten "Scheiben" in wenigen Glashütten Westdeutschlands neu begonnen. Nun konnten einige Privilegierte besonders wichtige Räume ihrer Gebäude mit Glasfenstern versehen. Auch in Klöstern und großen Kirchen wurden erste Glasfenster eingebaut, die rasch immer prächtigere Farbgläser und bildliche Darstellungen enthielten.
Fensterglas setzt sich durch. Ein neues Handwerk entsteht.
Das gewöhnliche Volk musste sich noch behelfen mit "Fenstereinsätzen" aus Leinen, Papier, Pergament, Horntafeln oder Alabaster, die bei besserem Wetter ein wenig Licht in die Zimmer fallen ließen und Zugluft abhielten. Bei warmem Wetter blieben die Fensteröffnungen wohl gänzlich offen. Heute kaum zu glauben, aber solche Art Fenster sind in öffentlichen Gebäuden bis in das Jahr 1500 auch noch in damals reichen Städten wie Breslau oder Zürich belegt. Andererseits ist bekannt, dass schon ab 1300 das Einsetzen von Glasscheiben in die hölzernen Fenster bei wohlhabenden Bürgerhäusern modern wurde. Deren Aussehen können wir uns wohl wie die heute in Kirchen zu besichtigenden, mit Bleifalzen zusammengefügten Fenster vorstellen. Um 1450 sollen in Wien schon alle reichen Bürgerhäuser verglaste Fenster besessen haben. Aus Bautzen ist bekannt, dass im Jahr 1397 die Ratsstube mit "venezianischen Scheiben" verglast wurde. Vorläufig fertigte dabei noch der Tischler die Fenster einschliesslich der Glaseinsätze an. Erst allmählich entstand durch Spezialisierung der eigene Zweig des Glaserhandwerkes. Die Kunstfertigkeit und Ausgestaltung der Verglasungen vermehrte sich.
Das gewöhnliche Volk musste sich noch behelfen mit "Fenstereinsätzen" aus Leinen, Papier, Pergament, Horntafeln oder Alabaster, die bei besserem Wetter ein wenig Licht in die Zimmer fallen ließen und Zugluft abhielten. Bei warmem Wetter blieben die Fensteröffnungen wohl gänzlich offen. Heute kaum zu glauben, aber solche Art Fenster sind in öffentlichen Gebäuden bis in das Jahr 1500 auch noch in damals reichen Städten wie Breslau oder Zürich belegt. Andererseits ist bekannt, dass schon ab 1300 das Einsetzen von Glasscheiben in die hölzernen Fenster bei wohlhabenden Bürgerhäusern modern wurde. Deren Aussehen können wir uns wohl wie die heute in Kirchen zu besichtigenden, mit Bleifalzen zusammengefügten Fenster vorstellen. Um 1450 sollen in Wien schon alle reichen Bürgerhäuser verglaste Fenster besessen haben. Aus Bautzen ist bekannt, dass im Jahr 1397 die Ratsstube mit "venezianischen Scheiben" verglast wurde. Vorläufig fertigte dabei noch der Tischler die Fenster einschliesslich der Glaseinsätze an. Erst allmählich entstand durch Spezialisierung der eigene Zweig des Glaserhandwerkes. Die Kunstfertigkeit und Ausgestaltung der Verglasungen vermehrte sich.
Glas wird Massenprodukt.
In Frankreich wurde um 1600 ein neues Fertigungsverfahren erfunden: Endlich konnte klares Glas mit einem Gieß- und Streckverfahren als Tafelglas in größeren Abmessungen hergestellt werden. Für das Jahr 1688 ist belegt, dass schon Tafeln bis ein mal zwei Meter Größe gefertigt wurden. Natürlich waren die Fürsten- und Königshäuser die wichtigsten Abnehmer. Normales Fensterglas entstand noch bis nach 1900 im Blasverfahren. Dabei wurden lange Zylinder aus dem zähflüssigen Glas geblasen, noch weich aufgeschnitten und dann zu ebenen "Glasscheiben" aufgebogen und abgekühlt. Solcherart hergestellte Scheiben besitzen meist eine sichtbare Welligkeit, wie sie an altem Fensterglas manchmal noch zu sehen ist. Bereits ab 1600 wurde der Werkstoff Glas immer mehr verfügbar und billiger. Der Beruf des Glasers trennte sich von der Tischlerzunft. In Bautzen war es um 1700, als sich die Glaser nach Zwistigkeiten völlig aus der Tischlerinnung lösten und eine eigene Innung gründeten. Auch der erste Glasermeister namens Wilhelm betrieb ab 1688 in Bautzen sein Handwerk, und eine Vielzahl seiner Nachfahren folgten ihm bis heute nach. Oft stellten sie die Obermeister und Innungsältesten der Bautzener Zunft. Bald entstand massenhafter Bedarf an Glasfenstern aller Grössen. Die zahlreichen Stadtbrände und Kriegszerstörungen, die Mitteleuropa damals fast in Zehnjahresabständen heimsuchten, ließen Mangel an Arbeit nicht aufkommen. Das Glaserhandwerk erlebte bis in das vorige Jahrhundert seine Blütezeit. Ab 1925 machten maschinelle Fertigungsverfahren das Glas zum gewöhnlichen Massenprodukt im Bauwesen. Die Architekten entdeckten ihr Herz für das Glas und verkleideten ganze Hausfassaden mit Tafelglas. Eine Mode, die bis heute anhält und wohl erst durch die neuen Energiesparzwänge auf ein zweckmäßiges Maß zurückgehen wird.
In Frankreich wurde um 1600 ein neues Fertigungsverfahren erfunden: Endlich konnte klares Glas mit einem Gieß- und Streckverfahren als Tafelglas in größeren Abmessungen hergestellt werden. Für das Jahr 1688 ist belegt, dass schon Tafeln bis ein mal zwei Meter Größe gefertigt wurden. Natürlich waren die Fürsten- und Königshäuser die wichtigsten Abnehmer. Normales Fensterglas entstand noch bis nach 1900 im Blasverfahren. Dabei wurden lange Zylinder aus dem zähflüssigen Glas geblasen, noch weich aufgeschnitten und dann zu ebenen "Glasscheiben" aufgebogen und abgekühlt. Solcherart hergestellte Scheiben besitzen meist eine sichtbare Welligkeit, wie sie an altem Fensterglas manchmal noch zu sehen ist. Bereits ab 1600 wurde der Werkstoff Glas immer mehr verfügbar und billiger. Der Beruf des Glasers trennte sich von der Tischlerzunft. In Bautzen war es um 1700, als sich die Glaser nach Zwistigkeiten völlig aus der Tischlerinnung lösten und eine eigene Innung gründeten. Auch der erste Glasermeister namens Wilhelm betrieb ab 1688 in Bautzen sein Handwerk, und eine Vielzahl seiner Nachfahren folgten ihm bis heute nach. Oft stellten sie die Obermeister und Innungsältesten der Bautzener Zunft. Bald entstand massenhafter Bedarf an Glasfenstern aller Grössen. Die zahlreichen Stadtbrände und Kriegszerstörungen, die Mitteleuropa damals fast in Zehnjahresabständen heimsuchten, ließen Mangel an Arbeit nicht aufkommen. Das Glaserhandwerk erlebte bis in das vorige Jahrhundert seine Blütezeit. Ab 1925 machten maschinelle Fertigungsverfahren das Glas zum gewöhnlichen Massenprodukt im Bauwesen. Die Architekten entdeckten ihr Herz für das Glas und verkleideten ganze Hausfassaden mit Tafelglas. Eine Mode, die bis heute anhält und wohl erst durch die neuen Energiesparzwänge auf ein zweckmäßiges Maß zurückgehen wird.
Ende des Glaserhandwerkes?
Die extensive Ausübung des Glaserhandwerkes in Deutschland endete mit dem Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg. Neue Aufgaben, wie Wärmedämmung und Schallschutz durch Mehrfachisolierverglasungen, überforderten die traditionellen Fenstertischler und Glashandwerker. Die industrielle Fensterfertigung nahm die Massenherstellung von genormten Metall-, Kunststoff- und Holzfenstern auf. Heute können mit computergesteuerten Fertigungsanlagen auch beliebige Fensterformen und -abmessungen in hoher Qualität hergestellt werden. Die vielen handwerklichen Glasereien in Stadt und Land sind verschwunden. Bis auf einige Betriebe blieben nur Glasermeister mit speziellen Angeboten und die Kunstglasereien übrig. Dem Glaserhandwerk war eine Blütezeit von rund 400 Jahren als selbstständiges Handwerk beschieden. Es wird wohl eines Tages wieder - mit Ausnahme einiger Kunsthandwerker - in anderen Gewerken aufgehen. Der Glasermeister teilt dies Schicksal mit anderen traditionellen Handwerkern, wie zum Beispiel dem Uhrmacher, dessen historische Entwicklung viel Ähnlichkeit aufweist.
Die extensive Ausübung des Glaserhandwerkes in Deutschland endete mit dem Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg. Neue Aufgaben, wie Wärmedämmung und Schallschutz durch Mehrfachisolierverglasungen, überforderten die traditionellen Fenstertischler und Glashandwerker. Die industrielle Fensterfertigung nahm die Massenherstellung von genormten Metall-, Kunststoff- und Holzfenstern auf. Heute können mit computergesteuerten Fertigungsanlagen auch beliebige Fensterformen und -abmessungen in hoher Qualität hergestellt werden. Die vielen handwerklichen Glasereien in Stadt und Land sind verschwunden. Bis auf einige Betriebe blieben nur Glasermeister mit speziellen Angeboten und die Kunstglasereien übrig. Dem Glaserhandwerk war eine Blütezeit von rund 400 Jahren als selbstständiges Handwerk beschieden. Es wird wohl eines Tages wieder - mit Ausnahme einiger Kunsthandwerker - in anderen Gewerken aufgehen. Der Glasermeister teilt dies Schicksal mit anderen traditionellen Handwerkern, wie zum Beispiel dem Uhrmacher, dessen historische Entwicklung viel Ähnlichkeit aufweist.
Fensteröffnung ohne Glas an einem mehrstöckigen Bürgerhaus zum Ende des Mittelalters. Bei einfachen Gebäuden waren die Fenster kleiner.
Großes Fenster mit kleinteiliger Verglasung, sogenannten Butzenscheiben, die von Glasbläsern hergestellt wurden.
(Kupferstich A. Dürer, 1514)
Ein industriell hergestelltes Fenster aus metallverstärktem Kunststoff. (Ende 20. Jahrh.)